Frage 29
»Ich glaube keine so gute, das kann man ziemlich sicher so sagen. Aus der Zeit, aus der ich so komme, 80er-Kind, Westdeutschland, ist das schon sehr eklatant, was gerade geschieht. So eine Krisenhaftigkeit hat man noch nicht erlebt. Ich habe ein bisschen die Hoffnung, dass das mittelfristig ein Bewusstsein schafft.
Die Coronazeit ist ja gerade sehr plastisch für uns alle: Wenn das möglich ist, was ist dann noch alles möglich? So wie es meine eigene Privilegienbubble angepikst hat, merken auch andere gerade sehr ihre Privilegien. Vielleicht ist es also ein guter Zeitpunkt, um zu fragen: Wie wollen wir leben? Und was müssen wir machen, damit das überhaupt zukünftig noch klappen kann? Die aktuelle Situation schafft uns also einen Denkraum, in dem wir plötzlich begreifen, was passieren könnte und es dann auch für möglich halten. Das ist ja auch bei der Klimakrise so, die war vielleicht vielen noch zu abstrakt. Die Leute von Fridays for Future oder andere Klimaaktivist*innen werden ja immernoch oft zu Unrecht belächelt. Ich hoffe, das ist durch diesen neuen Denkraum weniger geworden.
»Auch wenn man das pauschal sicherlich nicht beantworten kann – alles hat Schattenseiten – würde ich sagen: Die Zeit ist sicherlich nicht schlecht. Es ist aber wichtig sich klar zu machen, wie privilegiert wir sind um dann einen Weg zu finden, individuell Verantwortung zu übernehmen. Dazu muss man nicht unbedingt Geld spenden. Ein Bewusstsein zu schaffen, dass es einem gerade gut geht und anderen vielleicht weniger gut – das ist schon ein großer Schritt. Fest steht: Alles ist bestimmt nicht okay.
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